Nachdem uns Mitte Oktober das Samsung Galaxy Nexus endlich präsentiert wurde, sind sehr viele ganz heiß auf das Gerät gewesen und natürlich gehörte ich auch dazu. Obwohl ich es mir nicht sofort zulegen, sondern auf einen günstigeren Preis warten wollte, habe ich es dann doch bei der ersten Gelegenheit im Media Markt gekauft. Nachdem Samsung von einem Marktstart zum 17. November sprach, kam es fast zwei Wochen später hierzulande in den Handel und das leider anders als geplant. Samsung hat bis heute kein Ton über den misslungenen Marktstart verloren, bis heute ist das Gerät nur teilweise verfügbar und nicht in jedem uns bekannten Shop lieferbar.
Natürlich will ich hier aber nicht über negative Dinge berichten, weil das Galaxy Nexus verdammt viel Gutes in sich birgt und genau das Richtige für einen Android-Fan, wie mich ist. Die Erwartungen waren natürlich hoch, an das Gerät selbst und natürlich auch an die neue Android-Version 4.0 aka. Ice Cream Sandwich. Ob Hard- und Software meinen hohen Anforderungen genügen konnten, könnt ihr im restlichen Review nach dem Break lesen.
Die Hardware
Die Ausstattung des Galaxy Nexus kann sich sehen lassen, ist auf aktuellem Stand und lässt in meinen Augen nichts zu wünschen übrig, auch wenn es inzwischen schon Quad-Core-Prozessoren und Ähnliches gibt. Google bzw. Samsung hat deshalb auf einen OMAP-Prozessor von Texas Instruments gesetzt, weil zwischen dem Chip-Hersteller und dem Suchmaschinenriesen ein kleiner Deal besteht. So wurde Ice Cream Sandwich quasi für die OMAP-Plattform entwickelt, was man an jeder Ecke spürt. Das eigentliche Highlight des Galaxy Nexus ist aber das verbaute Super AMOLED HD-Display, welches mit einer geilen Auflösung von 1280×720 Pixel daher kommt.
Und auch wenn man sich vorerst die Frage stellt, warum man auf 4,65 Zoll eine derartige Auflösung benötigt, wird man diese beim Benutzen des Galaxy Nexus ganz schnell wieder vergessen. Das Display ist einfach der Oberkracher und durch die Auflösung ist die Darstellung von Webseiten, Videos und Co. schon locker auf PC-Niveau. Das Surfen im Web macht daher genauso viel Spaß wie mit einem 10 Zoll Tablet, da vor allem auch die entsprechende Leistung unter der Haube steckt. Durch das große Display ist natürlich auch das gesamte Gerät sehr groß geraten und hart an der Schmerzgrenze, mir mit meinen recht kleinen Händen sogar zu groß. Um die Größe zu kompensieren, hat Samsung auf das gleiche Design wie beim Nexus S gesetzt. Aus Gewicht, Größe, Tiefe und Design des Galaxy Nexus entsteht ein nahezu perfektes Gesamtbild. Die konkave Form des Displays und damit des ganzen Gerätes schmeichelt der Hand, zudem setzt man wieder auf eine abgerundete Form, was ebenfalls für eine wesentlich bessere Haptik als bei einem Galaxy S 2 sorgt.
Etwas Kritik musste die rückseitige Kamera einstecken, da sie nur mit 5 Megapixel ausgestattet ist und auch qualitativ hinter der des älteren Galaxy S 2 liegt. Dennoch können sich in meinen Augen die Fotos sehen lassen, wobei ich persönlich hier nicht allzu große Ansprüche an eine Smartphone-Kamera stelle. Sehr cool ist auch die Auslösegeschwindigkeit der Kamera, man kann hier binnen Sekunden zig Bilder schießen, da der Auslöser fast ohne Verzögerung reagiert. Weiter unten an der Rückseite finden wir den Lautsprecher, welcher einen akzeptablen Klang bietet aber für meine Ohren eine recht niedrige maximale Lautstärke.
Letztlich sei im Bereich der Hardware noch der Akku zu erwähnen, welcher mit einer ordentlichen Leistung daher kommt. Die perfekte Abstimmung von Soft- und Hardware lassen locker mal 24 Stunden Akkulaufzeit zu. Selbst 48 Stunden habe ich schon geschafft, was für mich vorher nie vorstellbar war. Die tägliche Nutzung (Display angeschaltet) liegt hierbei durchschnittlich immer bei insgesamt 3 – 4 Stunden, unter WLAN ist die Laufzeit wie gewohnt immer etwas länger als unter UMTS/HSPA.
Neben dem Display gibt es noch einen weiteren Akkuverbraucher, welcher aber sehr willkommen ist, denn auf der Frontseite finden wir wieder eine Benachrichtigungs-LED für eMails, WhatsApp und andere Apps. Hier ist die Konfiguration für hauseigene Dienste leider sehr eingeschränkt, die Möglichkeit für SMS, eMails und andere Dienste eine individuelle LED-Farbe festzulegen gibt es nicht, Drittanbieter Apps bieten diese Möglichkeit wiederum meistens. Vorteil dieser LED, im Vergleich zu den kleinen Lämpchen wie etwa bei HTC-Geräten, ist die Leuchtstärke dieser.
Die Software
Die größten Neuerungen finden wir beim Galaxy Nexus natürlich in der Software, da mit der neuen Referenzplattform auch die neuste Android-Verison Ice Cream Sandwich eingeführt wurde. Ein paar Tage vorher hatte ich mir diese bereits mit einem Custom ROM auf meinem alten Nexus S angeschaut und war schon da von der gesteigerten Systemleistung sehr überrascht. Die integrierte Hardware-Beschleunigung, welche schon in vorherigen Versionen an einigen Stellen vorhanden war, tut hier natürlich ihr Übriges.
Mit Ice Cream Sandwich ist Android endlich erwachsen geworden und man hat nicht mehr so das Bedürfnis das System speziell an seine Wünsche anpassen zu müssen, zumindest geht es mir so. Zudem fühlt sich alles wärmer an, was durch den Mix der blauen und dunklen Töne entsteht, zumal auch die jetzt integrierte Roboto-Schriftart wesentlich angenehmer zu lesen ist. Es gibt viele kleine Verbesserungen, welche das Leben wieder mal einfacher machen. Angefangen beim Schnellzugriff über den Lockscreen auf die Kamera und Benachrichtigungsleiste, hin zum neuen Homescreen mit editierbarem Dock, der neuen Ordner-Funktion über die Integration eines Datenmonitors mit dem Blick auf Details des Datenverbrauchs aller Apps und der Möglichkeit diesen zu begrenzen.
Wer ein Smartphone mit derart großem Display besitzt, der will natürlich auch im Web surfen und das macht auf dem Galaxy Nexus so viel Spaß wie nie zu vor. Der Browser hat sich zu Gingerbread nochmals extrem verbessert, bietet nun ein komfortableres Tabbed-Browsing und synchronisiert nun eure Lesezeichen mit dem heimischen Chrome-Browser. Der Schnellzugriff auf die „Desktop-Version“ der aktuell aufgerufenen Webseite ist extrem praktisch und die Performance lässt nahezu an jeder Stelle keine Wünsche mehr offen, hier konnte man endlich auch auf den Safari-Browser von iOS aufschließen.
Durch Ice Cream Sandwich bekommt Android nun auch endlich ein einheitliches Design von Apps, was natürlich noch einige Zeit dauern wird, bis dies sich überall durchgesetzt hat. Ein Vorteil davon ist natürlich auch, dass eine Trennung von Tablet- und Smartphone-Apps sich nun erübrigt. Die Steuerung über die jetzt in die Software integrierten Buttons macht keinen Unterschied zu den Touchtasten anderer Geräte. Dort findet man übrigens auch eine neue Taste, welche den „Task-Manager“ aufruft. In diesem findet ihr die aktiven Apps und auch die, die zuletzt benutzt wurden, alles chronologisch geordnet. Hierbei können Apps mit einem einfach Swipe geschlossen werden, ähnlich wie nun einzelne Benachrichtigungen auch aus der oberen Benachrichtigungsleiste weggeschoben werden können.
Andere Neuerungen wie etwa eine Panorama-Funktion für die Kamera, die Tools für die Bildbearbeitung, der integrierte Video-Editor, der überarbeitete Musik-Player mit Google Music-Integration, die in der Größe veränderbaren Widgets, der horizontale App-Drawer und die erweiterten Entwickleroptionen sind nur ein paar weitere Bestandteile der neusten Android-Version, welche das System noch besser aufstellen als eh schon war. Mit der innovativen Integration von Dingen wie NFC, durch Funktionen à la Android Beam, zeigt man der Konkurrenz jetzt schon das mobile File-Sharing der Zukunft.
Das Fazit
Das Galaxy Nexus ist in meinen Augen durch und durch gelungen. Andere aktuelle Smartphones wie das Galaxy S 2, Motorola RAZR, Xperia Arc S und so weiter haben kleinere Mängel, weshalb sie sich alle hinter dem Galaxy Nexus einreihen müssen. Die Begeisterung war bei anderen Geräten im Vorfeld oft nicht weniger groß, konnte aber nie auf dem Niveau gehalten werden, wie es das Galaxy Nexus von Samsung schafft. Bestandteile wie der integrierte NFC-Chip haben jetzt vielleicht noch weniger Alltagsnutzen, was sich aber schnell ändern kann und dann ist man perfekt gerüstet. Vorteile wie der direkte Support von Google, zumindest was zukünftige Software-Updates betrifft, sind in meinen Augen unbezahlbar.
Vielleicht werden sich meine Lobeshymnen in naher Zukunft schon in gegengesetzte Richtung drehen, was ich aber aufgrund meiner Erfahrungen mit dem Nexus S kaum glaube, da auch dieses Gerät bis heute überzeugen konnte. Das Galaxy Nexus ist aktuell das perfekte Smartphone für alle Android-Liebhaber mit hohen Ansprüchen, zudem wird es noch eine riesen Modding-Community um sich herum aufbauen. Von meiner Seite gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, sofern man jetzt nicht seine Kamera mit dem Galaxy Nexus ersetzen will, welches für die meisten das einzige Manko sein dürfte.
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