Es ist mal wieder Zeit für eine kleine Anekdote aus meinem Leben, die diesmal aber eher die Kehrseite der coolen und smarten Technik zeigt, über die wir hier täglich berichten und schreiben. Vor allem Smartphones haben mein Leben extrem bereichert, ich kann dank dieser coolen Teile sogar mein Leben finanzieren und muss dafür nicht mal vor die Tür gehen. Wer will das nicht? Ohne Zeitdruck früh an den Arbeitsplatz, egal wie man aussieht oder ob man überhaupt Hosen an hat. Das ist die echt coole Seite als Blogger oder generell als selbstständiger Unternehmer, man kann sich seine Zeit meist recht frei einteilen. Doch das Leben als Tech-Blogger hat auch seine schlechten Seiten, die sich aber eher schleichend bemerkbar machen.
Draußen gespielt, doch dann kam der Computer
Als Kind war ich glücklicherweise noch in einer Zeit aufgewachsen, in der die Natur noch wichtiger als ein flackernder Bildschirm war. Als Stöpsel habe ich im Fußballverein gekickt und im heranwachsenden Alter (5. – 9. Klasse) waren wir im Sommer so gut wie jeden Tag „aufm Südplatz“ und haben bis zur Erschöpfung Fußball gespielt. Davor gabs für uns auch noch Wald und Wiesen, Fernseher und Computer waren noch nicht so richtig interessant.
Irgendwann war es dann aber vorbei, da daheim der Computer und die Xbox standen, womit man sich vor allem als Teenie ultrabequem den ganzen Tag unterhalten kann. Es war auch die Zeit, in der sich DSL-Anschlüsse stark verbreiteten. Multiplayer-Games den ganzen Tag! Ziemlich genau mit Ende meiner Schulzeit (16 Jahre alt) nahm der Computer noch deutlich mehr Raum in meinem Leben ein, Fußballplätze habe ich nur noch auf dem Bildschirm in FIFA betreten.
In der Zeit meiner Ausbildung war der PC die Nummer 1 in meinem Leben. Den ganzen Tag in der Schule (war eine schulische Ausbildung) vor dem Ding gehangen und danach ging es mit Freunden heim an den Rechner zum Zocken. Der erste Job nach der Ausbildung verlief ähnlich, den ganzen Tag im Büro vor dem Rechner gehangen und danach daheim natürlich auch.
In der Zeit zwischen 9. Klasse und Zivildienst (nach dem ersten Job) bin ich auch richtig fett geworden. Davor hatte ich als junger Bub noch ein schlankes Gesicht und war eigentlich ganz gut gebaut. Tja, das war einmal. So richtig täglich körperlich betätigen musste ich mich nur noch im Zivildienst, die einzigen neun Monate im Zeitraum von 2005 bis 2014.
Nach dem Zivildienst hat das mit der Bloggerei direkt übergreifend angefangen. Ich wollte das unbedingt zu meinem Job machen, sicherlich auch weil es so kuschelig bequem ist.
Irgendwann zahlt es der Körper zurück
Fünf Jahre sitze ich nun täglich locker 14 Stunden vorm PC oder eben auf der Couch mit dem Notebook und muss für den Arbeitsweg nicht mal das Haus verlassen. Die knapp fünf Jahre davor ab dem Schulabschluss waren ähnlich. Das ist alles andere als gesund. Die Muskulatur baut ab, der Körper nimmt zu, wenn man gar nichts macht.
Lange fühlte ich mich wohl, bis zum Anfang des letzten Jahres. Wenn man bei jedem Umzug nach 30 Minuten nicht mehr kann, schon das Schnüren von Schuhen zur Anstrengung wird, ist es einfach zu viel. Meine damals großteils eher fettige Ernährung hat natürlich zum körperlichen Abbau ordentlich zu beigetragen.
Ich hab mir schön Toastbroat mit Salami den ganzen Tag reingezogen. Ist mit einem Toaster schön bequem, macht aber fett. Jahrelang hatte ich ca. 95 Kg auf der Waage stehen, dann hab ich aber noch mal in kurzer Zeit 10 Kg draufgehauen und habe spürbar körperlich abgebaut. Es war eben ein schleichender Prozess, der sich aber mit einem Schlag bemerkbar macht.
Die größte Leidenschaft fast verloren
So schnell vergeht die Zeit. Mein letzter richtiger Kick war locker über 9 Jahre her, nur in meiner Ausbildung haben wir ab und zu im „Schulsport“ noch Fußball gespielt. Glücklicherweise habe ich 2013 neue Leute kennengelernt, die eigentlich auch gern Fußball spielen und das ab und an im Sommer taten. Im Frühjahr 2014 gings dann los, Fußballschuhe gekauft und wieder gegen den Ball getreten. Nach bald 10 Jahren ohne ständige Bewegung war das für meinen Körper nach dem ersten Kick wahrscheinlich schon eine Nahtoderfahrung.
Seit dem vergangenen Jahr spiele ich wieder jede Woche Fußball. Vom Standfußball mit Freizeitkickern wurde es inzwischen zum Kick mit verschiedenen Gruppen, welche auch regelmäßig an Turnieren teilnehmen. Vor einem Jahr konnte ich mich nach 90 Minuten Fußball fast eine Woche kaum ohne Schmerzen bewegen, heute würde ich nach einem Kick am nächsten Tag am besten gleich wieder bis zur Erschöpfung spielen. Aktuell kann ich zweimal jede Woche spielen, manchmal sogar mit nur einem Tag Pause zwischendrin.
Egal ob es mal gut oder schlecht läuft, ich habe jeden Tag Bock auf Fußball. Über die letzten bald 12 Monate habe ich deutlich gemerkt, wie mir mein Job und die damit einhergehende Bequemlichkeit fast meine größte Leidenschaft geraubt haben. Ich liebe Fußball, vor allem wenn ich selbst spiele. Endlich beschränkt sich dieser Ballsport bei mir nicht mehr nur auf FIFA 15 auf der Xbox.
Aktuell muss ich oft daran denken, wie es wohl mit dem ultrabequemen Weg gelaufen wäre. Ich schätze die Toastbrot-Industrie hätte dank mir einen Boom erlebt und ich könnte Fett für Brustimplantate in großen Mengen verkaufen. Ein Glück kam es anders. Man muss halt nur mal aufstehen und am Anfang einige Schmerzen einstecken können.
Die Moral von der Geschicht‘
Ui, sind ja doch ein paar Wörter mehr geworden als geplant, doch ich wollte das einfach mal loswerden. Am Ende steht für mich klar fest: Wenn ihr schon als Kind einen Sport gern betrieben habt, dann macht das auch im „höheren Alter“ einfach weiter. Geht raus, bewegt euch! Lasst euch nicht von Bloggern, YouTube-Teenies oder sonst wem erzählen, dass es geil ist, den ganzen Tag Videogames zu zocken. Gerne nebenbei, als Mittel zur Unterhaltung, nur nicht als Ersatz für eine fast vergessene Leidenschaft. Glaubt mir, wer ähnlich wenig Bewegung im Job hat wie ich, sollte sich dringend einen Ausgleich suchen, sonst könnt ihr euch mit 30 nicht mehr richtig bewegen. Egal ob kräftig oder schlank gebaut.
Smartphones und andere Consumer-Elektronik sind cool, sie sollten nur nicht unser komplettes Leben vereinnahmen.
(Bild Mario Klötzer)