Motorola RAZR i im Test: die Überraschung des Jahres

Default Featured Image

Auch in diesem Jahr, das sich so langsam aber sicher dem Ende zuneigt, gab es einige Bewegungen auf dem Smartphone- und Tablet-Markt. Sicherlich war eindeutig ein Highlight der Einstieg von Intel in den Markt. Nachdem dieser verhalten begonnen hatte, mit Geräten von ZTE und anderen in westlichen Staaten eher zweitrangigen Herstellern, sollte der Knaller mit dem RAZR i von Motorola zu Beginn des vergangenen September vorgestellt werden. Natürlich schaut man, obwohl ich mich bereits von anderen Intel-Geräten überzeugen konnte, etwas skeptisch auf dieses Smartphone. Viel wurde unter anderem über nicht kompatible Apps geredet, ein Problem, das wegen der neuen Prozessor-Struktur auftreten soll. Denn so ist der Intel-Chip kein ARM-Prozessor, sondern ein x86-Prozessor, grob vergleichbar mit den üblichen Prozessoren in Notebooks, PCs und so weiter.

Letztlich präsentierte Motorola aber auf jeden Fall ein potentes Paket mit 2GHz Prozessor, 1GB RAM Arbeitsspeicher, 8GB Datenspeicher, 4,3 Zoll qHD-Display, 8 Megapixel Kamera, Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) und einem Gehäuse aus Materialien wie Kevlar und Aluminium. Was mir schon immer an den Motorola-Smartphones mit Android gefiel war die Optik, denn die Teile sehen noch richtig nach Technik aus, auch wenn nichts gegen ein filigranes Unibody-Gehäuse einzuwenden habe, so steh ich dann doch auf den „mechanischen“ Look. So musste ich dieses Teil zwingend haben, glücklicherweise habe ich es dann auch noch von SparHandy.de als Testgerät zum leicht verzögerten Marktstart erhalten.

Optik, Haptik und Display

In meinem Artikel zum ersten Eindruck hatte ich bereits geschrieben, wie gut mir das RAZR i gefällt, was sich auch nach intensiver Nutzung nicht verändert hat. Es schaut einfach sexy aus, fasst sich sehr gut an und ist zudem auch noch sehr kompakt, auch wenn es sicherlich schlankere Smartphones gibt. Ein kleines Problem aber gibt es bereits, denn an zwei kleinen Stellen hat sich bei mir etwas Lack vom beschichteten Aluminium gelöst, was kaum sichtbar aber für Detailverliebte sicherlich nervig ist, wenn das ein generelles Problem sein sollte. Doch nicht nur das RAZR i hat damit zu kämpfen, generell passiert das bei Geräten mit derartigen Beschichtungen des Öfteren, wie das HTC One S und Apple iPhone 5 bereits bewiesen. Nichtsdestotrotz ist die Verarbeitungsqualität definitiv sehr hoch, insofern man das nach ein paar Testtagen überhaupt behaupten kann. Übrigens setzt Motorola auf einen seitlichen Power-Button, was für kleine Hände sehr praktisch ist. (Foto-Galerie am Ende des Artikels)

Neben der Optik des Gerätes, ist natürlich auch das Display besonders wichtig. Das enttäuscht beim RAZR i, zumindest im direkten Vergleich mit der Konkurrenz. So hat etwas das HTC One S eben auch ein 4,3 Zoll Display auf Super AMOLED-Basis und löst ebenso 960 x 540 Pixel auf. Ganz klar, beide Displays haben die üblichen „ausgefranzten“ Ränder oder auch dieses sichtbare Raster, das bei AMOLED-Displays mit nicht ganz so hoher Auflösung auftritt. Nur ist das Display des RAZR i nicht ganz so leuchtstark, die Farben wirken im Vergleich etwas blasser, vielleicht aber auch einfach nur nicht so übersättigt, das liegt im Auge des Betrachters. Auch im Vergleich zu erkennen ist ein kleiner Gelbstich beim RAZR i, so sieht etwa das Weiß nicht so sauber aus. Insgesamt ein durchschnittliches Display, nicht wahnsinnig schlecht, nur auch kein Überflieger.

Besonders toll ist, was ich total sexy finde, der schlanke Rand ums Display an beiden länglichen Seiten sowie über dem Display. Das sogenannte Edge-to-Edge-Display macht seinem Namen alle Ehre, sicherlich geht da aber in Zukunft noch etwas mehr bzw. eben weniger Rahmen.

Software, Performance, Akku

Eine ebenso nicht untergeordnete Rolle spielen die in der Zwischenüberschrift genannten Dinge. Doch genau hier lebt das RAZR i seine Stärken aus und kann so einige aktuelle High-End-Geräte locker in den Schatten stellen. Zu allererst muss man Motorola ein großes Lob aussprechen, da man Android nur an wenigen Stellen veränderte, dann aber sehr gelungen. Ist man etwa auf dem Homescreen, kann man mit einer Wischgeste ganz nach links auf Schnelleinstellungen zugreifen, wo sich WLAN, GPS und Co. schnell an- und ausschalten lassen. Einfach eine andere Lösung, als sie etwa Samsung in der Benachrichtigungsleiste anbietet, allerdings mindestens genauso schnell erreichbar. Ansonsten ist Android fast original, nur der Lockscreen hat Schnellzugriffe auf Telefon und Nachrichten bekommen und in den Einstellungen hat man den einzelnen Menüpunkten eigenen Icons verpasst, des Weiteren gibt es noch Widgets, eine veränderte Kalender-App und dann war es das mit Anpassungen auch schon fast. Übrigens habe ich bislang keine App gefunden, die ich nicht aus Gründen der Kompatibilität installieren konnte, hier zeigt sich die positive Auswirkung aufgrund der frühzeitigen und engen Zusammenarbeit von Google mit Intel.

Das schlägt sich auch in der Performance nieder, denn das RAZR i rennt wie die Sau. Es läuft schneller oder mindestens genauso schnell wie andere Dual- oder Quad-Core-Smartphones, die auch mindestens 100 Euro mehr kosten. Ich bin von einem One X, Nexus 7 und iPhone 4s gekommen, alle drei Geräte waren nicht schneller als das RAZR i mit Single-Core-Prozessor und Hyper-Threading. Das zeigt auch mein Benchmark-Vergleich, den ich bereits vor wenigen Tagen veröffentlichte. Egal ob im Browser, das System an sich, Spiele oder Apps, hier gibt es keinen Grund zu meckern. Einzig auffällig ist, dass Animationen auf dem Homescreen, wie etwa beim Öffnen eines Ordners, nicht ganz flüssig laufen. Scheint aber nur ein Bug zu sein, der sowieso nicht weiter stört. Ich freu mich jetzt schon aufs Jelly Bean-Update, dass dann das Paket noch perfekter abrunden wird!

Und wenn die Software und Performance überzeugen, könnt ihr euch schon denken, wo es dann doch den Haken gibt. Doch der ist nicht beim Akku, im Gegenteil. Das Samsung Galaxy S3 ist sicherlich das Android-Smartphone mit den besten Akkuleistungen, doch es bekommt Konkurrenz aus dem Hause Motorola, was auch ich vorher nicht gedacht hätte. Ich kann mit dem Teil locker 30 Stunden Laufzeit erreichen und es dabei 4 – 5 Stunden genutzt haben (Zeit, die das Display in den Statistiken als aktiv gewertet wird), dabei sind Push für GMail und Co. immer aktiv, teils mit WLAN und teils mit HSPA genutzt. Aber ohne mich jetzt zu sehr auf irgendwelche Zahlen zu versteifen, bin ich sehr mit der Akkulaufzeit des RAZR i zufrieden, das Teil ist definitiv ein Dauerläufer.

Kamera und Sound

Jetzt aber gibt es den Haken, leider, denn auch das RAZR i ist leider nur mit einer mittelmäßigen Kamera ausgestattet. Die Fotos sind allesamt immer blass, weshalb ich schon fast regelmäßig zur HDR-Funktion greife, damit die geschossenen Fotos doch etwas lebendiger wirken. Ein Kamera-Smartphone ist das RAZR i definitiv nicht, obwohl es endlich auch mal wieder ein Smartphone mit dedizierter Kamera-Taste an der linken Seite ist. Die Taste holt unter anderem das RAZR i binnen einer Viertelsekunde aus dem Standby in die Kamera-App, was nett ist, sich aber nicht deaktivieren lässt. Soll heißen, in der Theorie könnt ihr das Teil so auch etwa in der Hosentasche aus Versehen entsperren und eben aus dem Standby holen, wobei die Taste wiederum so tief im Gehäuse versenkt ist, dass mir das bislang nicht ein einziges Mal passierte, dennoch ist ist sie zum Schießen von Fotos sehr praktisch. Ansonsten hat man sich eben bei der Kamera nicht viel gedacht, die eben nicht nur mittelmäßige Fotos schießt, sondern genau drei alternative Effekte (Sepia, S/W und Negativ) bietet und der Burst-Mode muss zu allem Übel auch noch vorher manuell aktiviert werden, obwohl man damit schnell viele Fotos schießen will. (Fotos findet ihr hier, die leuchtstarken sind im HDR-Modus gemacht)

Beim Sound kann man nicht viel sagen. Das RAZR i hat eben einen Lautsprecher auf der Rückseite und eine Ohrmuschel auf der Vorderseite. Beides scheint zu funktionieren, beide Teile können genügend Lautstärke erzeugen, um meine eher niedrigen Ansprüche in diesem Bereich zumindest zufriedenzustellen.

Fazit: die Überraschung des Jahres

Holla die Waldfee. Auch dieser Testbericht ist in der übrigen vielleicht nicht so üppigen Länge, hat aber verdammt viel Spaß gemacht zu tippen, denn das RAZR i macht einfach nur verdammt viel Spaß zu benutzen. Ich checke unterwegs meine Mails, Fußball-Ergebnisse, alles zum Blog, die sozialen Netzwerke und so weiter. Hier zahlt sich die starke Akkulaufzeit definitiv aus, im Browser merkt man zudem die starke Performance des verbauten Prozessors. Leider hat man zwar einen Kamera-Button verbaut, allerdings keine gute Kamera, das tut mir schon fast leid, den Fehler hätte man sich sparen müssen. Man konnte wiederum damit rechnen, dass bei einem Preis von 399 Euro irgendwo gespart werden muss, das machte Motorola eben bei der Kamera und teils beim Display, das aber ausreichend ist.

Das RAZR i hat mich mehr als nur überrascht, Motorola legte hier ein starkes Comeback in Europa hin und Intel kann einen gelungen Einstieg in den Markt feiern. Es ist für mich, wie im Titel erwähnt, die Überraschung des Jahres, denn ich bin mit niedrigen Erwartungen herangegangen und konnte umso mehr überzeugt werden. Wenn da nicht ein Nexus 4 vor der Tür stehen würde, hätte ich keinen Grund das RAZR i wieder abzugeben. Bravo, Motorola, jetzt nur nicht die Updates versauen!

>> Motorola RAZR i bei Amazon
>> Motorola RAZR i bei Cyberport
>> Motorola RAZR i bei Notebooksbilliger

Kommentar verfassen

Bleibt bitte nett zueinander!