Wer mir privat folgt, egal ob auf Facebook, Twitter, Google Plus oder mit mir sogar die Freizeit im Real-Life verbringt, der weiß, ich hatte mir vor wenigen Wochen nach ca. zwei Jahren mal wieder ein iPhone gekauft. Ein gebrauchtes Gerät, vordergründig wegen iOS 6 und nicht wegen der Hardware, obwohl mich das iPhone 5 schon sehr ansprach, ich dafür aber einfach dann zu geizig bin. Denn im Inneren bin ich kein Fan eines bestimmten Hersteller, sondern von Android, seit mehreren Jahren nun und inzwischen auch wesentlich mehr als noch vor einiger Zeit. Spätestens seit Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) ist diese Liebe neu entfacht, weil man sich bei Google einen Wandel getraut hat, der mir bei iOS nach über zwei Jahren ziemlich abgeht. Denn irgendwie hat sich hier optisch nicht viel verändert, muss es theoretisch auch nicht, doch ein Tapetenwechsel täte dem System teilweise gut.
Ich hab hier versucht, ob gut oder schlecht, meine neuen Erfahrungen mit dem „Erzfeind“ wiederzugeben. Ich kann vorwegnehmen, Android bleibt mein Favorit.
Die Benutzeroberfläche
Was ich in den ersten Minuten, Stunden und Tagen der Nutzung feststellen musste, das einst so intuitiv aufgebaute System hat viel seiner intuitiven Oberfläche eingebüßt. Die Einstellungen sind teilweise unlogisch aufgebaut und wirken wie ein heilloses Durcheinander, obwohl die Idee nach wie vor sehr gut ist, die Einstellungen von Apps ebenfalls in den Systemeinstellungen mit unterzubringen. Aber nehmen wir beispielsweise die Einstellungen für das mobile Internet her, die nicht etwa bei WLAN, Netzbetreiber und Flugmodus zu finden sind, sondern im Unterbereich „Allgemein“. Das ist ein kleiner Makel, der mich aber extrem nervt. Dann – wie angesprochen – finden sich die Einstellungen nur einiger Apps auch in den Systemeinstellungen wieder, teilweise sind Optionen sogar aufgeteilt, die einen kann ich in der App und die anderen in den Einstellungsmenüs von iOS ändern. Oder iTunes WLAN Sync – warum ist das nicht unter iTunes & App Stores in den Einstellungen zu finden, sondern wieder unter Allgemein? Irgendwie scheint hier die klare Linie verloren gegangen zu sein oder ich verstehe unter intuitiver Menügestaltung etwas ganz anderes.
Bei Android hat sich weiterhin durchgesetzt, dass die Einstellungen einzelner Apps auch dort zu finden sind, die Systemeinstellungen zudem über eine in meinen Augen klare Struktur verfügen.
Die Mitteilungszentrale
Nach wie vor toll und schnell hab ich mich wiederum an die Push-Benachrichtigungen gewöhnt. Diese lassen sich je App frei konfigurieren, ob sie nun kurz als Mitteilung via Leiste am oberen Bildschirmrand, als Popup oder ausschließlich in der Mitteilungszentrale angezeigt werden sollen. Hier wiederum hat man etwas geschlampt bzw. diese Mitteilungszentrale nicht so ausgebaut, wie ich mir das wünschen würde. So kann ich von Haus aus nicht sehen, was gerade alles in meiner Mitteilungszentrale angezeigt wird, ich muss sie dafür öffnen, unter Android wird mir das mit Symbolen in der oberen Benachrichtigungsleiste angezeigt, eine grobe Übersicht habe ich so schon auf den ersten Blick. Das wiederum verlagert man bei iOS auf die Homescreen-Icons, die dann bei neuen Benachrichtigungen diese berühmten roten Bubbles mit der entsprechenden Anzahl anzeigen. Man kann übrigens je App einstellen, wie viel Nachrichten maximal in der Mitteilungszentrale angezeigt werden dürften.
Man hatte Apple damals vorgeworfen, die Mitteilungszentrale letztlich nur von Android übernommen zu haben. In meinen Augen ist das aber nicht gelungen bzw. nur teilweise, für einen Android-Nutzer sicherlich nicht zufriedenstellend.
Die Einfachheit
Die Einfachheit von iOS macht mir nach wenigen Tagen schon zu schaffen. Manchmal könnte ich ausflippen, doch das bringt mir ja natürlich auch nichts. Nehmen wir als Beispiel mal den Versuch einen Screenshot zu erstellen und diesen dann in Google Drive abzulegen. Unter iOS mache ich einen Screenshot, öffne die Google Drive-App, wähle dort die Datei aus und fertig. Das klingt einfach, ist aber auch die einzige mir mögliche Variante. Unter Android mache ich einen Screenshot, öffne meine Benachrichtigungsleiste und teile diesen Screenshot von dort aus mit der Google Drive-App. Ich könnte aber auch meine Galerie öffnen, den Screenshot von dort aus in Google Drive hochladen oder ich öffne meine Google Drive-App und wähle von dort mir die Datei aus.
Und so ist es unter iOS oft, es gibt nur eine Möglichkeit, die meist nicht gerade die schnellste oder unkomplizierteste ist. Hier spürt man wiederum die Vielfalt von Android, auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Ich habe immer wieder die Wahl, wie ich etwas mache. Zudem ist das vermeintlich einfache System mir manchmal zu unkomplex, wenn wir als weiteres Beispiel den Homescreen nehmen. Da liegen Icons drauf, maximal Ordner. Mehr nicht. Nicht, dass ich jetzt sonst 20 Widgets auf meinem Androiden habe, doch diese wären auch unter iOS recht praktisch. Zumal ich sogar einen Ordner „Sinnlos“ anlegen musste, um da die von mir nicht benötigten aber vorinstallierten Apps abzulegen. Eine Trennung von Homescreen und den installierten Apps wäre toll, gibt es überall, nur unter iOS nicht.
Das Multitasking
Das schnelle Wechseln zwischen Apps und auch das schnelle Beenden von Apps funktioniert seit Ice Cream Sandwich hervorragend, ist unter iOS irgendwie aber unpraktisch gelöst. Das doppelte Drücken des Home-Buttons nervte mich schon recht früh, das komplette Beenden der Apps mittels langem Druck auf ein Icon noch viel mehr. Ich finde die aktuelle Lösung unter Android einfach angenehmer, einen Button zu drücken und die ungewünschten Apps wegzuschieben. Immerhin kann iOS aber nun so etwas wie Multitasking, ohne das wäre das System wohl nicht mehr tragbar für viele Nutzer wie mich. An sich kann ich aber jetzt keine klaren Vorteilen nennen, ob Multitasking unter iOS oder Android besser funktioniert, auf jeden Fall ist die Handhabe unter Android besser gestaltet.
Die Qualität
Was man auch als Android-Fan den Jungs von Apple zugutehalten muss, iOS funktioniert. Es funktioniert quasi an jeder Stelle tadellos, alles läuft flüssig und macht dahin gehend mächtig Spaß zu nutzen. Auch merkt man, dass die Richtlinien bei Apps offenbar strenger sind, denn auch hier ist ein gewisser Qualitätsstandard immer wieder zu erkennen, der mir unter Android nach wie vor fehlt. Vor kurzer Zeit durfte ich dieses Merkmal auch bei einem alten iPhone 3GS feststellen, das mit dem uralten iOS 3 ausgestattet war. Selbst das lief einfach flüssig, besser als einige aktuelle Android-Geräte mit mehr Power und einer recht aktuellen Firmware.
Die Qualität unter iOS ist einfach nach wie vor höher, auch wenn man bei Google respektive Android stark aufgeholt hat.
Im Wandel der Zeit
Was mir besonders stark aufgefallen ist, was in meinen Augen auch das größte Manko für einen Techie wie mich ist, iOS hat sich nicht verändert. Ich hatte – wie einleitend erwähnt – vor zwei Jahren mein letztes iPhone und zwischenzeitlich auch nur sporadisch mal ein iPad in der Hand, doch in dieser Zeit hat sich rein gar nichts verändert. Ich fühlte mich nicht einem völlig neuen System ausgesetzt, sondern alles kam mir bekannt vor, allerdings zu sehr bekannt. Ich schätze bei Android vor allem, dass sich im Lauf der Zeit auch Dinge verändern, wie nun der neue Task-Viewer einen ganz neuen Button mitbrachte, die Hersteller sogar auf physische Buttons komplett verzichten können und der Menü-Button bald gänzlich verschwindet. Android einen großen Umschwung beim Design erfahren hatte, die Entwickler aber immer noch nicht restlos zufrieden sind und daher kleine Dinge wie Schriftarten immer wieder perfekter anpassen wollen.
Bei iOS hab ich nach wie vor die gleiche Struktur, egal ob das der in seiner Funktionalität eingeschränkte Home-Button ist, der unflexible Homescreen oder die alten Menüs der Systemeinstellungen.
Die Akkulaufzeit
Passend zum Abschnitt davor möchte ich eine Beobachtung anmerken, die auch durch einige Recherchen (Nutzermeinungen) bestätigt wurde. Und zwar kann man als Android-Nutzer feststellen, dass zumindest die Geräte im High-End-Segment in den letzten Jahren nicht nur dickere Hardware bekommen, sondern auch die Akkulaufzeiten spürbar verbessert werden konnten. Das beste Beispiel ist sicherlich das Samsung Galaxy S3 derzeit. Unter iOS 6 musste ich feststellen, dass der Vorteil der langen Akkulaufzeiten offenbar jetzt bei Android und nicht mehr iOS liegt, denn ich bin regelrecht enttäuscht von den Laufzeiten meines iPhones. Wenn überhaupt schaffe ich mal 20 Stunden Laufzeit, das war mit meinem HTC One X mal gar kein Problem zu toppen, der Verbrauch im Standby ist zudem derzeit abartig hoch, was auch einige andere iOS-Nutzer mir so bestätigen konnten. Ich kann mich noch gut an „damals“ erinnern, als ein iPhone quasi keinen Akku verbrauchte, wenn es nicht genutzt wurde, doch das scheint Geschichte.
Fazit: Android is King
Ich wollte in meinem kleinen Testlauf keinen Vergleich von iOS 6 und Android 4.1 aufstellen, um dann daraus ein Fazit zu ziehen, welches OS denn das bessere wäre. Ich wollte nur sehen, was die Konkurrenz so macht und meine wenigen Eindrücke ein wenig schildern. Android machte auf jeden Fall die größeren Fortschritte, iOS hingegen scheint mir immer nur kleine weitere Funktionen bekommen zu haben, keineswegs aber richtig spürbare Veränderungen. Ich konnte auch wieder feststellen, dass Android mein Favorit vor allem wegen der vielen Möglichkeiten ist und inzwischen auch wegen der tollen Benutzeroberfläche, die sich in meinen Augen inzwischen einfacherer bedienen lässt. Android is King.
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